5b GROPIUS CONFESSION TO DR FRAENKEL
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GROPIUS Doktor, ich muss Ihnen etwas beichten...
FRAENKEL Ich weiss, ich weiss... Sie ist so ein armes Ding... hungrig nach Liebe.
GROPIUS Ja, wie eine in der Wüste verloren Seele, die plötzlich frisches Wasser findet.
FRAENKEL Manche Menschen dürsten nach Liebe, andere nicht, aber Sie ist so gierig danach. Darum klammert sie sich an Sie. Sie hat einen Drang nach Erfüllung und Befriedigung.
GROPIUS Sie hat so eine enorme Leidenschaft, dass ich wie bei einer Explosion in kleine Stücke zerspringe.
FRAENKEL Ach, Sie nimmt Sie nur mit der gleichen Notwendigkeit zu sich, wie sie isst und trinkt.
GROPIUS Wie können Sie so etwas sagen? Sie liebt mich.
FRAENKEL Sie liebt Sie?! Sie ist eine verheiratete Frau und hat eine kleine Tochter!
GROPIUS Ich werde sie adoptieren.
FRAENKEL Hüten Sie sich! Frau Alma will doch nur am Leierkasten sitzen, schön herausgeputzt, mit einem roten Käppchen, eine Schale Geld in der Hand und die dumme Männerwelt dreht die Kurbel! Und ganz Wien tanzt dazu!
GROPIUS Es ist doch nicht ihre Schuld, wenn sie das Feuer der Leidenschaft entzündet! Männer umschwirren sie wie Fliegen den Honig! Sie ist dafür geschaffen! Sie ist so auf die Welt gekommen!
FRAENKEL Fliegen umschwirren auch die Scheiße, die auf der Straße liegt...
GROPIUS Sie sind doch nur eifersüchtig.
FRAENKEL Es schmeichelte Ihnen doch auch, eine Beziehung zu Gustav Mahlers Gattin zu haben.
GROPIUS Ich verehre ihn, ich bin verliebt in seine Musik. Er erweitert den musikalischen Horizont unseres Jahrhunderts. Ich wollte, ich könnte das mit meiner Architektur auch tun. Sie werden es nicht glauben, aber was Alma für mich so erotisch macht, ist Mahlers Adagietto aus der fünften Sinfonie.
FRAENKEL Sie wissen, dass Alma die Quelle seiner Inspiration war?
GROPIUS Man sagt so. Und ich habe mich immer gefragt in welchem Sinne...
FRAENKEL Das weiß Gott...
GROPIUS Ich hatte vorgestern einen seltsamen Albtraum Doktor.
FRAENKEL Worüber?
GROPIUS Ich weiss nicht... Wir waren in einer engen Schiffskajüte – auf dem unteren Bett mit Leinwand zugedeckt lag ein Sterbender, es war - Gustav Mahler! – Ich und Alma ruhig dabei – Tod – und im selben Moment selige Umarmung, knapp neben dem Verschiedenen! – Leben! - Der Arzt kommt – Das waren Sie – Und wir denken: Hoffentlich bemerkt er nichts!! – Sie untersuchen ihn und sagen: gehen sie in die nächste Kabine – die Enge und Hitze hier – der Leichnam dürfte bald riechen – wir wandern – und kommen später zurück - und das Bett ist leer!! – alles Grauen!!! – vorüber, entkraftet – auch in mir. –
FRAENKEL Sie sind überreizt.
GROPIUS Ich kann nicht zum Frieden kommen, solange ich diesen Menschen, tot oder lebendig, in ihr weiß. Sie ist geistiger Sklave dieses Mannes, gehorcht seinem Rhythmus - der ihr fremd ist! Und sein muss!!! – Und ich spüre, dass jede Silbe seines Werkes sie aushöhlt, geistig und körperlich. - Ich weiss, was ich zu tun habe. Ich werde die Entscheidung herbeiführen. |