7b EXILE IS AN EXPENSIVE DISEASE
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Venedig 1935. ALMA und FRANZ WERFEL in ihrem Haus, «Casa
Mahler».
REPORTER Herr
Werfel! Herr Werfel! Gratulation! Ihr Roman erobert hat Amerika
erobert! Darf ich sie mit Ihrem Buch fotografieren?
WERFEL Aber
selbstverständlich, warten sie, ich setzt mir nur noch
den Lorbeerkranz auf. Rosetta! La corona di alloro per favore!
REPORTER Nehmen
Sie bitte das Buch zur Hand! Seit der Veröffentlichung
wurden "Die 40 Tage des Musa Dagh" nur so mit Lob
überhäuft! Metro-Goldwyn-Mayer hat die Rechte gekauft
und wird sie als einen Ihrer größten Produktionen
herausbringen. Das Buch wurde sogar vom Buchklub ausgewählt.
Wie erklären Sie sich diesen Erfolg?
WERFEL Ja.
Das Buch hat eine sehr positive Resonanz gefunden, und zwar
einhellig! Die Kritiken waren ja... euphorisch! Überall.
In den Literaturzeitschriften, im Feuilleton, es gab einige
phantastische Besprechungen im Ausland, ich weiß nicht,
von Amsterdam bis Madrid. Das Buch ist ein wesentlicher Beitrag
zum Ansehen der zeitgenössischen deutschen Literatur
in ganz Europa! Oder nicht?
REPORTER Aber
natürlich! Woher haben sie eigentlich die Idee für
das Buch bekommen, Herr Werfel? Was hat sie dazu inspiriert?
WERFEL Es
war auf einer Reise nach Palästina., 1929, mit Alma.
Es war unsere Hochzeitsreise. Von Palästina sind wir
damals noch weiter nach Damaskus, und auf der Straße
nach Damaskus da haben wir einige von diesen Armeniern getroffen,
die dem Massaker damals entronnen sind. Sie wissen doch -
die Türken haben ja dieses grauenvolle Massaker da angerichtet...
REPORTER Ja,
ja.
WERFEL Und
die haben mir einfach ihre Geschichten erzählt, das war
wirklich unglaublich. Der absolute Horror. Unvorstellbar!
Unvorstellbar! Diese Türken haben das gesamte armenische
Volk ausgerottet! Stellen Sie sich das mal vor! Ein ganzes
Volk!
5000 Dorfbewohner haben sich gegen die Deportationen gewehrt.
Sie haben bis zum Tod am Musa Dagh gekämpft, dem Berg
Moses.
REPORTER Wie
außergewöhnlich!
WERFEL Es
war schon mein zweiter Besuch in Palästina. Ich bin 1925
schon einmal da gewesen.
ELSTER Und?
Wie fanden Sie es?
WERFEL Oh,
wunderbar! Wunderbar! Es ist wirklich unglaublich, wie schnell
sich dieses Land entwickelt hat. Sie müssen sich mal
vorstellen, was die in der kurzen Zeit alles erreicht haben!!
Auf dem Gebiet der Landwirtschaft, der Industrie, im Wohnbau,
Gesundheitswesen, Gewerkschaften...
ELSTER Sie
meinen die jüdischen Einwanderer?
WERFEL Naja,
natürlich. Die sind fabelhaft! Ganz großartig.
Wirklich.
ELSTER Warum
sind Sie denn nicht dort geblieben?
WERFEL Ich
bitte Sie! Ich bin kein Zionist...
ELSTER Na,
aber Sie sind doch Jude? Möchten Sie nicht Teil des Wunders
sein, das Ihre Leute dort vollbringen?
WERFEL Nein,
ich... ich...
ALMA Franz!
Franz! Wo versteckst du dich denn? Ich hab' dich schon überall
gesucht! Hör zu, Franz.. Ich werde das Haus verkaufen.
WERFEL Welches
Haus?
ALMA Das
Haus hier in Venedig.
WERFEL Casa
Mahler? Das ist doch wohl nicht dein Ernst!?
ALMA Es gibt
kein Zurück. Ich habe eben unterschrieben.
WERFEL Bist
du besessen? Wie kannst du mir das antun?
ALMA Ausnahmsweise
habe ich diesmal nicht an dich gedacht! Das mag dich ja vielleicht
verwundern, nachdem du ja jetzt ein Nationalheld geworden
bist...
WERFEL Ach,
wirfst du mir vor, daß ich Erfolg habe? Bis jetzt hast
du mir immer nur vorgehalten, daß ich weniger Erfolg
habe als Thomas Mann, und jetzt auf einmal ist es dir zuviel...?
«Die 40 Tagen des Musah Dagh» wurden sogar vom
Buchklub angekauft, daß hat dieser Kaufmannssohn bis
jetzt noch nicht zustande gebracht!
ALMA Ich
mache dir doch keinen Vorwurf, mein Lieber! Ich bin doch stolz
auf meinen armenischen Volkshelden! Du warst doch immer mein
Musterschüler, mein Vorzeigekind. Aber seit das Buch
herausgekommen ist, bis du ja wie ausgewechselt. Du bist ja
gar nicht mehr ansprechbar für Normalsterbliche wie mich!
Deine Haut beginnt sich ja schon zu schälen vom Erfolg,
in dem du dich pausenlos sonnst. Ununterbrochen gibst du Interviews,
dir zu Ehren werden Galaabande veranstaltet, dann mußt
du wieder nach New York, um der Premiere irgendeines neues
Stücke beizuwohnen, das zufällig Max Reinhardt inszeniert
hat, in Paris bist du Gast beim Völkerbund und sprichst
über die Zukunft der Literatur, rufst auf zu einer «Weltakademie
der Dichter und Denker» - das ist ja nicht mehr auszuhalten!
Jeder Trottel hat dein Buch gelesen und verbreitet seine unmaßgebliche
Meinung darüber, aber du triffst James Joyce, Romain
Rolland und immer bist du der Mittelpunkt, nur du und du und
du und du!
WERFEL Und
das alles - Dank dir! Was willst du denn, mein Herz, mein
Schatz, mein Leben! Du allein bist schuld daran! Wenn du mich
nicht gezwungen hättest, wäre nie etwas aus mir
geworden. Du hast mir ja sogar dein herrliches Geschlecht
verweigert, bis ein neues Kapitel vollendet war. Du wußtest
genau, daß das der kürzeste Weg zum Erfolg war!
Dafür würde ich sogar die «Rougon Macquart»
neu schreiben!
ALMA Ach!
Nicht der Mörder, der Ermordete ist schuldig?
WERFEL Der
«Ermordete»?!... Für eine Tote bist du aber
ziemlich vital?!
ALMA Nein!
Ganz im Gegenteil! Ich führe ein dumpfes, freudloses
Dasein an deiner Seite. Ich lebe neben dir her und kenne dich
überhaupt nicht mehr! Dein Erfolg tötet unsere Ehe
- wenn man das überhaupt noch eine Ehe nennen kann! Dein
Ruhm ist dir aus dem Schwanz in den Kopf gestiegen! Du bist
so egozentrisch geworden, so Ich-bezogen, daß du gar
nicht mehr merkst, wenn du stundenlang monologisierst. Ich
komme mir schon vor wie ein Mikrofon in einer deiner unzähligen
Radioansprachen. Deine Selbstbeweihräucherung kennt ja
keine Grenzen mehr! Alles was zählt sind deine Pläne,
deine Worte, dein Das und dein Das und dein Das und dein Das!!
Du hast offensichtlich vergessen, was meine Worte für
dich einmal bedeutet haben!
WERFEL Ach,
und jetzt hast du dich entschlossen, mich dafür zu bestrafen,
indem du das Haus in Venedig verkaufst? Nur weil du nicht
mehr der Mittelpunkt des Universums bist? Elegant!
ALMA Es ist
erstaunlich, wie Ich-bezogen manche Leute werden, sobald ihnen
die Welt zu Füßen liegt! Muß ich dich wirklich
daran erinnern, welche Erinnerungen mit diesem Haus für
mich verknüpft sind - schmerzliche Erinnerungen an meine
über alles geliebte Manon, die immerhin auch deine Stieftochter
war?
WERFEL Es
tut mir leid. Ich wollte dich nicht verletzten. Natürlich,
natürlich ist dieses Haus untrennbar mit Manon verbunden,
ich habe das nicht vergessen...
ALMA Den
Rollstuhl werde ich auch weggeben. Er war ein schreckliches
Andenken an diesen Engel! - Du mußt mir helfen zu vergessen,
hörst du, Franz?
WERFEL Du
mußt Geduld haben, mein Schatz. Die Zeit heilt alle
Wunden.
ALMA Die
Zeit hat aber keine Geduld mit uns. Was redest du denn! Sie
heilt die Wunden nicht, sie schlägt sie! Du wirst es
sehen. Sei doch vernünftig, ein einziges mal nur!
WERFEL Das
ist nicht so leicht, in diesem Land hier vernünftig zu
sein. Ich muß hier ununterbrochen an Verdi denken...
Übrigens: Habe ich dir erzählt, daß ich mit
Joyce während der PEN-Tagung in Paris das Duett aus «Don
Carlos» gesungen habe? Wir sitzen da auf der Terrasse
von Fouquet's und singen - nichts Böses ahnend (singt)
- auf einmal kommt der Patron wie vom wilden Affen gebissen
und sagt, wir sollen sofort aufhören, die Gäste
fühlten sich düpiert. Na entschuldige! Joyce wollte
natürlich sofort klein begeben, aber ich sagte: kommt
überhaupt nicht in Frage, wir machen weiter! Und dann
haben wir Verdi gesungen - ich kann dir sagen! Hahaha! In
Paris! Und wie wir gesungen haben! Ich habe diesen vertrocketen
Iren richtig mitgerissen! Und dann - weißt du was dann
passiert ist...?
ALMA Ich
weiß, ich war ja dabei. Ich saß daneben.
WERFEL Ah
so ja, natürlich! Da warst ja dabei. Entschuldige.
ALMA Franz,
hör zu! Schuschnigg ist nach Berchtesgaden gefahren,
um Hitler zu treffen! Was sagst du dazu?
WERFEL Was
sagst du?
ALMA Der
Anschluß Österreichs ans großdeutsche Reich
steht jeden Augenblick bevor. Sie haben es im Radio gebracht.
WERFEL Du
machst Witze!
ALMA Keineswegs.
Ich habe versucht, mit dir darüber zu sprechen, seit
ich aus Wien zurück bin, aber du hörst mir ja nicht
zu!
WERFEL Worüber
wolltest du mit mir sprechen?
ALMA Ich
habe Pater Hollensteiner getroffen, bevor ich aus Wien weg
bin. Gestern noch, kurz vor der Abfahrt.
WERFEL Ach!
Hör mir auf mit dem...!
ALMA Warum?
Er ist mir ein wichtiger, unersetzlicher Freund geworden seit
Manons Tod. Das weißt du doch genau: Die Rede an ihrem
Grab werde ich ihm nie vergessen. Er ist ein nobler und feinfühliger
Mann.
WERFEL Ja,
ja, ja, das kann ich mir schon vorstellen. Ich möchte
gar nicht wissen, welche Reden er jetzt hält.
ALMA Er hat
vor kurzem eine vielbeachtete Festrede auf die Glorie des
Faschismus gehalten.
WERFEL Na
bitte. Hoffentlich hat sie dich überzeugt.
ALMA Nein,
hat sie nicht. Aber in diesen unsicheren Zeiten könntest
du ruhig einen guten Rat annehmen, auch wenn er von unerwarteter
Seite kommt.
WERFEL Was
denn für einen Rat, wenn ich fragen darf?!?
ALMA Na,
möchtest du nach Wien zurück oder möchtest
du hier in Italien bleiben?
WERFEL Natürlich
möchte ich nach Wien zurück! Was soll den das? Italien
ist wunderbar - für einen kleinen Erholungsurlaub, aber
mein Herz schlägt für Wien. Ich fühle mich
nicht einmal mehr tschechisch!
ALMA Dann
müssen wir aber etwas gegen dein Judentum tun.
WERFEL Gegen
mein was?
ALMA Du hast
mich schon verstanden. Gegen dein Judentum.
WERFEL Na,
auf den Vorschlag bin ich aber gespannt!
ALMA Pater
Hollensteiner sagt, es wäre eine große Hilfe, wenn...
also auf jeden Fall würde es die Sache erleichtern. Du
müßtest nur... Also: Hollensteiner hat mir versprochen,
all seinen Einfluß geltend zu machen, um dir zu helfen,
wenn... wenn...
WERFEL Wenn
was? - Wenn ich übertrete?! Du erwartest doch nicht im
Ernst, daß ich mich taufen lasse?!
ALMA Du könntest
vielleiche so eine Art Sonderstatus bekommen.
WERFEL Sonderstatus?
Ich habe bereits einen Sonderstatus! Das kannst du ihm ausrichten!
ALMA Ja,
als armenischer Nationalheld vielleicht. Sei doch nicht so
blöd! Mach die Augen auf! Sei einmal im Leben vernünftig!
Sogar Gustav ist damals übergetreten - aus nichtigeren
Gründen !
WERFEL Ich
habe nicht den Ehrgeiz, Operndirektor zu werden.
ALMA Wer
redet denn von der Oper? Ich rede davon, ob du überhaupt
noch nach Wien zurück kannst oder nicht.
WERFEL Ich
frage mich, ob Jesaias übergetreten wäre oder Jeremias,
wenn sie sich damit einen «Sonderstatus» errungen
hätten? Ist Moses vielleicht übergetreten, damit
er sich die zehn Gebote erspart? Und Jesus hat sich auch nicht
gerade taufen lassen, um sich das Leben zu erleichtern. Und
gekreuzigt ist er als König der Juden worden. Hast du
das vegessen?! Oder Spinoza? Ist der vielleicht konvertiert?
Trotzdem ihm seine besten Freunde dazu geraten haben! Er hätte
es wirklich einfacher haben können - aber er hat es nicht
getan! Weil er eine Mission zu erfüllen hatte! Ohne die
es heute keinen Faust von Goethe gäbe und keinen Nathan
von Lessing. Und Doktor Ehrlich, der die Menschheit von der
Syphilis befreit hat - ist er vielleicht dafür katholisch
geworden? Und Albert Einstein und Sigmund Freud...! Ruf sie
doch an - gib ihnen Hollensteiners Rat! Vielleicht nehmen
sie ihn ja an? Wer weiß? Vielleicht lassen sie sich
taufen! Wenn sie dann auch einen «Sonderstatus»
kriegen? Vielleicht hilft's, wenn du sagst, daß Hollensteiner
diese wahnwitzige Idee ausgebrütet hat. Er kann ja gleich
eine Massentaufe organisieren, dann kommt's billiger...
ALMA Du machst
mich krank mit deinem ewigen Monologisieren...!
WERFEL Vielleicht
möchtest du unseren Sohn auch gleich mittaufen lassen!
ALMA Was?!
Was hast du gesagt?!!
WERFEL Warum
denn nicht? Es würde mich nicht wundern, wenn Hollensteiner
in seinem Übereifer auch einen Weg gefunden hat, die
Toten taufen zu lassen. Damit hätten wir dann endlich
die Gewißheit, daß Baby Martins Seelenfrieden
gerettet ist!
ALMA Bist
du übergeschnappt?!
WERFEL Vorausgesetzt,
er ist überhaupt mein Sohn! Wie ich höre, hat er
ja gute Chancen, arischer Abstammung zu sein! Oder liege ich
da falsch?! Dein Lebensarchitekt war doch damals Mitte Dezember
auf Fronturlaub in Wien, präzise gesagt: er kam am 14.
Dezember 1917 an, und bevor er noch den Säbel abgelegt
hatte, warst du doch schon über ihm und hast ihm die
Sporen gegeben, um sich seines kostbaren arischen Samens zu
bemächtigen! Ich will mich gar nicht aufregen darüber,
er war ja legitimiert dazu als dein angetrauter Ehemann und
natürlich auch ein anderes Kaliber als ein o-beiniger,
fetter Jude mit Nikotinfingern und ewig feuchten Schlitzaugen!
- Ich zitiere doch richtig?! - Also vielleicht brauchen wir
Martin gar nicht mehr zu exhumieren, um ihn wie Nescafe in
Weihwasser aufzulösen, vielleicht löst sich ja alles
in Wohlgefallen auf und Baby Martins Seele ist auf immer gerettet,
eingesargt als Prototyp arischer Männlichkeit, seiner
schönen Schwester Manon endlich ebenbürtig - trotz
seines Wasserkopfs!
ALMA Oh nein,
Franz, da brauchst du dir gar keine Sorgen machen! Baby Martin
war schon dein Werk. Ganz allein dein Werk. Das nimmt dir
niemand weg! Ein Meisterwerk! Vielleicht machen deine Freunde
in Hollywood auch daraus einen Film? «Der Zurückgebliebene»?!
vielleicht oder «Der veruntreute Pimmel»?
WERFEL Du
bist geschmacklos!
ALMA Martin
ist zu früh auf die Welt gekommen, weil du ihn mir aus
dem Leib gevögelt hast in deiner unersättlichen
Gier! Die mich fast das Leben gekostet hat! Und er wurde mißgestaltet
und schwach geboren aufgrund deines verkommenen Samens!
WERFEL «Meines
verkommenen Samens»??!
ALMA Jawohl!
Und du weißt ganz gut, warum er so verrottet war: weil
du ihn dir seit deiner frühesten Jugend durch dein wahnsinniges
Onanieren ruiniert hast! Ich mußte es dir regelrecht
abgewöhnen! - Ich weiß jetzt, was ich tue. Ich
fahre zurück nach Wien.
WERFEL Fahr
nur! Du makellose, reinrassige Christin! Worauf wartest du
noch? Wirf mich weg, wie du es mit all deinen anderen Begabungsspritzen
gemacht hast! «Wer fällt, den soll man auch noch
treten!» Na los! Das ist doch deine Philosophie! Und
eine Jude ist heutzutage auch nicht gerade eine Lebensversicherung.
Du wirst sehen, wieviel einfacher alles für dich wird,
wenn du mich einmal los bist. Geh, fahr nach Wien! Geh! Geh!
ALMA Du bist
so dumm! Wer sagt denn, daß ich dich verlassen will,
du Idiot? Ich fahre nach Wien, um unsere Zelte dort abzubrechen.
Mein Stiefvater wird alle Angelegenheiten erledigen, ich habe
ihm eine Vollmacht ausgestellt. Carl Moll ist genau der richtige
dafür, er kennt die entsprechenden Leute, er ist mit
den neuen Führungskräften auf du und du, er wird
alles regeln... Ich werde nur Anna mitnehmen und natürlich
Gustavs Manuskripte... Den Rest soll man uns nachschicken.
Ich löse mein Konto auf und transferiere alles in die
Schweiz. Wir werden jeden Groschen brauchen, den wir auftreiben
können...
WERFEL Warte,
warte! Was redest du denn da für einen Unsinn?!
ALMA Emigration,
lieber Franzl, Emigration ist eine schwere und kostspielige
Krankheit.
WERFEL Wieso
Emigration... Wovon redest du denn?!
ALMA Ich
rede von Amerika.
WERFEL Amerika?
Wieso Amerika... welches Amerika?!
ALMA Los,
los! Bist du angewachsen? Reiß dich zusammen! - Ja,
starr mich nicht so an mit diesem senilen Ausdruck! Wir werden
unsere Kräfte brauchen, wenn wir überleben wollen.
Und das wollen wir doch, oder? Also verlaß dich ganz
auf mich! - Komm, komm, was ist denn?! Franz! Beruhige dich!
Mein Götterliebling! Mein Mannkind! Es wird alles gut
werden! Was ist denn mit meinem kleinen Vögelchen? Hmmm?!
Komm, komm, mein kleines Babylein. Komm zu mir. Baby hat Hunger,
hmmm? Baby möchte ein bißchen an Mammis Busen saugen,
ja? Psssst... Psssst... Keine dumme Fragerei mehr. Keine unnötigen
Worte. Wir werden sie alle überleben. Alle. Verlaß
dich drauf. Komm, mein kleines, dickes, süßes Trüffelschweinchen!
Komm zu mir! Njaaa... Njaaaaa... Du möchtest gerne deinen
kleinen, dicken Rüssel in mich hineinstecken, gel?! Du
möchtest dich in mich verkriechen... Jaaaa... Jaaa, komm...
Man sagt, es geht nichts über die Erektion eines Sterbenden.
Also komm, mein kleiner, süßer Kadaver, komm. Ich
werde dich verschlingen! Komm! Hab' keine Angst. Komm...
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