Geschichte und kunsthistorische
Bedeutung
Das historisch und kunsthistorisch bedeutende Schloß
Petronell, auf halben Weg zwischen Wien und Bratislava gelegen,
zählt zu den künstlerisch bedeutendsten Schloßbauten
Österreichs aus der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts.
Unmittelbar vor dem Steilabfall zu den Donauauen auf einer
das Augebiet überragenden Donauterrasse gelegen, wurde
es zumindest teilweise auf Fundamenten aus römischer
Zeit errichtet. Die genaue Position dieser Fundamente wird
derzeit erforscht.
Das Schloß liegt unmittelbar im Areal des Archäologieparks
Carnuntum und am Rand des Nationalparks March-Donauauen und
ist damit nicht nur Bestandteil einer der größten
Ausgrabungsstätten Österreichs, sondern gleichzeitig
auch eines der wichtigsten Naturschutzgebiete des Landes.
Mit seiner Lage an der Kreuzung zwischen dem Wasserweg Donau
und der alten Nord- Süd- Verbindung Bernsteinstraße
nimmt Petronell von jeher eine hervorragende Position im Zentrum
des mitteleuropäischen Zentralraumes ein.
Seit dem 11. Jahrhundert ist die bewegte Geschichte des Besitzes
der Herrschaft Petronell dokumentiert. Als Teil eines größeren
Besitzes der Agnes von Poitou, Witwe Kaiser Heinrichs III.,
wurde die Herrschaft Petronell als Lehen an das Geschlecht
der Vohburger übergeben. Auf diese Kaiserin Agnes geht
wahrscheinlich das Patrozinium der Pfarrkirche von Petronell
zurück, die der Hl. Petronilla geweiht ist und von der
das Schloß seinen Namen ableiten dürfte. von den
Vohburgern ging Petronell dann auf Hugo von Liechtensetein
über. Nach dem Aussterben der Petroneller Linie der Liechtensteiner
gelangten die Herren von Kranichberg, dann der St. Georgs-Ritterorden,
später unter anderen die Familie Unverzagt und schließlich
durch Heirat die Grafen Traun in den Besitz von Petronell.
Nicht weniger wechselvoll als die Geschichte des Besitzes
ist auch die Baugeschichte des Schlosses, die maßgeblich
durch seine exponierte Lage im Osten Wiens und dadurch bedingte
wiederholte kriegerische Zerstörung und Wiederherstellungen
charakterisiert ist.
Die ersten maßgeblichen Bauarbeiten, durch die die
schon einige Jahrhunderte zuvor gegründete Burg in ein
Schloß umgewandelt wurde, sind mit dem Beginn des 16.
Jahrhunderts zu datieren. Maßgebliche Arbeiten wurden
seit Anfang des 17. Jahrhunderts ausgeführt. Im Jahr
1619 wurde das Schloß durch kriegerische Ereignisse
zerstört. Die darauffolgenden Wiederherstellungs- und
Ausbauarbeiten begannen um 1620, wobei auch einige ältere
Bauteile abgebrochen wurden.
Als das Schloß im Jahr 1637 durch Eheschließung
mit der Erbin an den Grafen Ernst III. Traun gelangte, hatte
es schließlich einen Besitzer, der sich für einen
repräsentativen Ausbau des Schlosses entschied. 1660
wurde mit den Bauarbeiten begonnen. Er beauftragte mit der
Bauführung und künstlerischen Ausgestaltung eine
ganze Reihe von Handwerkern, insbesondere aber auch einige
Persönlichkeiten, die zu den namhaftesten Künstlern,
Baumeistern und Architekten ihrer Zeit zählten. Mit der
Bauführung wurde Dominiko Carlone beauftragt, der gemeinsam
mit seinem Bruder Carl Martin um diese Zeit auch die Bauführung
des Leopoldinischen Traktes der Wiener Hofburg innehatte.
Daneben ist auch Carlo Canevale als Baumeister nachgewiesen.
Die Steinteile lieferten Giorgio und Ambrosio Regondi. Als
Stukkateure führten Donato Rueber, Johann Castello und
Johann Piazoll umfangreiche Arbeiten aus.
Mit dem Jahr 1666 setzt die Tätigkeit des aus Oberitalien
stammenden Malers Carpoforo Tencalla in Petronell ein der
einer der am meisten geschätzten Freskanten seiner Zeit
war. Seine bedeutendste Arbeit war die Ausgestaltung des Festsaales,
nach der er auch die Wandmalereien in der Sala terrena und
in den angrenzenden Nebenräumen schuf. In den siebziger
Jahren stattete Tencalla die Galerie im Südfl ügel
des Schlosses, weiters die alte "Tafelstube", die
Schloßkapelle und einige weitere Räumlichkeiten
mit Fresken aus. Schließlich gestaltete er auch noch
die beiden Altarbilder in der Schloßkapelle.
1667 war der Westtrakt samt dem Turm an der Hofseite, der
den über eine mächtige Freitreppe erreichbaren Eingang
in den Festsaal in besonderer Weise hervorhebt, im Rohbau
fertig gestellt, Tencalla vollendete die Fresken des Festsaales
1669. Im gleichen Jahr wurde die gemauerte Brücke über
den Wassergraben im Osten durch Carlo Canevale errichtet.
In die siebziger Jahre fällt die Errichtung des Nordflügels.
In diesen Jahren wurde auch die unmittelbare Umgebung des
Schlosses entscheidend verändert. Wälle und Mauern
um das Schloß wurden abgetragen und in seinem westlichen
Bereich ein Garten angelegt. Die bis dahin bestandenen Wassergräben
dürften damals zugeschüttet worden sein. Die Umgebung
des Schlosses wurde als Rahmung der Architektur und wichtiger
Bereich herrschaftlichen Lebens gestaltet. Park und Garten
traten nun in neuer Weise in Beziehung zur Architektur und
wurden gemeinsam mit dieser als Einheit aufgefasst. Um die
Mitte der siebziger Jahre des 17. Jahrhunderts war der Umbau
des Schlosses vollendet.
Mit allen diesen Maßnahmen war aus der mittelalterlichen
Burg ein barockes Schloß geworden. Wie aus zeitgenössischen
Darstellungen bekannt ist. besaßen die vier Ecktürme
ursprünglich Zwiebelhauben, an deren Stelle später
die heute noch vorhandenen Zeltdächer traten. Im unmittelbar
folgenden Katastrophenjahr 1683 ging das Schloß, von
den Türken in Brand gesteckt, innerhalb weniger Stunden
in Flammen auf.
Ab dem Jahr 1690 bemühte sich Otto Ehrenreich I. von
Abensperg-Traun, Landmarschall des Landes Unter der Enns,
um die Wiederherstellung des Schlosses. Die teilweise zerstörten
Fresken wurden von Johann Bernhardt von Weillern restauriert
bzw. ergänzt. Zu Anfang des 18. Jahrhunderts war aus
der von den Türken zurückgelassenen Ruinenstätten
wiederum ein prächtig ausgestalteter Herrensitz geworden.
Seit diesen Wiederherstellungsarbeiten zu Ende des 17. Jahrhundert
bis heute sind am Schloß nur wenige Veränderungen
von Bedeutung vorgenommen worden.
Besonders sehenswert sind auch heute noch die Schloßkapelle,
der Festsaal und der Innenhof mit den Portraits römischer
Kaiser. Im Jahr 1997 übernahm Architekt Dipl. Ing. Walter
Hildebrand das Schloß von der Familie Traun.
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