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"Größer, schöner, besser"

KURIER: Nach Purkersdorf, Venedig, Lissabon und Los Angeles kehrt Joshua Sobols Stück "Alma" nach zehn Jahren zurück nach Österreich. Premiere ist am 8. Juli. Wieso in Petronell?

PAULUS MANKER: Weil das Schloss bekannt ist, es aber niemand kennt. Es ist der heimliche Hauptdarsteller im Stück. Wir haben viele Groupies, im Fußball-Jargon heißt das Schlachtenbummler. Die haben "Alma" bis zu 73-mal gesehen. Die Fans wollen jedes Mal noch Besseres.

Sind ein Palazzo plus Kloster und Filmpalast denn zu übertrumpfen?

Venedig hat natürlich eine Atmosphäre, wo der Gustav Mahler g'spuckt ist. Aber uns war Lissabon am liebsten: Die schönste Stadt, die nettesten Menschen.

Und Los Angeles?

War eine Herausforderung. Allein schon durch den von Chaplin in den 30er-Jahren miterbauten Kinopalast hat es sich gelohnt, dass wir dort waren.
Obwohl das Abenteuer fast schief gegangen wäre?

Ja, das war das Schwierigste, was ich je unternommen habe. Aber wir haben es überlebt. Amerika, das ist ist ein anderer Kontinent, und Los Angeles nach Kabul die schwierigste Theaterstadt der Welt. Aber wir waren am Nordpol und haben die Flagge in den Boden gerammt.

Keine Erfahrung, die Sie gerne ausgelassen hätten?

Auf keinen Fall. In eine Vorstellung kam Brad Pitt, ein Architekturfreak, der mehr über Walter Gropius weiß als wir alle.

Sie erinnern sich noch, wie 1996 alles begann?

Sicher. Damals war die Susi Nicoletti dabei, die noch unbekannte Johanna Wokalek, der Helmut Berger . . . Wir hatten eine schöne Zeit im Sanatorium Purkersdorf und keine Ahnung, wie das alles werden wird. Und plötzlich bei der Generalprobe, als erstmals Leute da waren, gab's eine Explosion an Begeisterung.

Wie fanden Sie Petronell?

Ein Location-Scout vom Film zeigte mir das Schloss, wo "Die drei Musketiere" gedreht wurde. Wie wollten zwar in New York abschließen, wo Alma Mahler-Werfel starb. Aber nicht nur, dass wir von den Amerikanern die Nase gestrichen voll haben, ist die Publikumsnachfrage so groß und das Schloss so imperial, dass es einem Zehn-Jahres-Jubiläum gerecht wird.

Und der Nostalgie?

Wir erzählen in einem Best-of, auch mit Schauspielern aus dem Ausland, was wir in den letzten Jahren gemacht haben. Im Stück und auf der Speisekarte. Der Leichenschmaus für Mahler - immer ein österreichisches Menü - wird heuer international. Also wir bringen unsere Reise mit. Größer, schöner, besser.

Für wie viele Leute?

200. Es könnten mehr sein, aber mir liegt die Exklusivität am Herzen. Sonst könnten wir gleich nach Reichenau gehen, wo man uns seit Jahren erfolglos kopiert. Aber die Leute im Südbahnhotel erst wieder auf Sessel in einen Raum zu setzen, ist idiotisch.

Warum wollten Sie Volkstheater- oder Josefstadtdirektor werden?

Um die Möglichkeit einer Arbeit mit einer Truppe zu haben. So produzieren wir einen Erfolg wie "Alma", sperren im September zu und fangen wieder bei null an. Aber wir haben es im Moment in Österreich mit einer blutleeren machtorientierten Kulturpolitik zu tun, wenn sie überhaupt existent ist.

Und was fällt Ihnen zur Josefstadt ein?

Die muss man ausmisten wie den Augiasstall. Da hilft nur die große Garten- schere, auch wenn's 70 Prozent des Publikums kostet.

Interview: W. Rosenberger

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