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1879 - 1901
1901 - 1911
1911 - 1917
1917 - 1937
1938 - 1945
1945 - 1964


Chronologie

Who is Who
  Gustav Klimt
Alexander Zemlinsky
Gustav Mahler
Walter Gropius
Paul Kammerer
Oskar Kokoschka
Franz Werfel
Johannes Hollnsteiner

Alma und die Musik
Kokoschkas Alma-Bilder
Die Alma-Puppe

Originalstimmen mp3
  Emil Jakob Schindler, Vater
Anna von Bergen, Mutter
Carl Moll, Stiefvater
Maria Anna Mahler, Tochter
Anna Mahler, Tochter
Manon Gropius, Tochter
Martin Carl Johannes, Sohn
  Berta Zuckerkandl
Max Burckhard
Koloman Moser
Bruno Walter
Sigmund Freud
Hans Pfitzner
Gerhart Hauptmann
Lili Lieser
Hanns Martin Elster
August Hess
Georg Moenius
 

Alma & Venedig
Alma & der Semmering
Alma & Berlin
Alma & Jerusalem
Alma & Lissabon
Alma & Los Angeles
Alma & New York


Impressum
 

RICHARD WAGNER: Isoldes Liebestod
(Almas Lieblingskomponist / Begegnung mit Kokoschka)

„Ich liebe jemanden, so heiß, so innig ward vielleicht kein Mensch noch geliebt, es ist Richard Wagner. Er ist mir der liebste Mensch auf Erden - ich kanns beschwören.“ (Alma in ihren Jugendtagebüchern, 6. Juni 1898)

Richard Wagner Tristan und Isolde
     
Richard Wagner
Tristan und Isolde

Alma und ihr Komposditionslehrer Alexander von Zemlinsky, den Alma furchtbar hässlich fand, kinnlos, klein, mit herausquellenden Augen, unterhielten sich an einem Abend lange über Richard Wagner, insbesondere über den „Tristan“. Als Alma ihm eröffnete, dieses Werk sei ihre Lieblingsoper, war Zemlinsky so erfreut, dass er nicht wiederzuerkennen war. Er wurde ordentlich hübsch. Jetzt verstanden wir uns.

(Oskar Kokoschka in seinen Erinnerungen:) „Wie schön sie war hinter ihrem Trauerschleier! Ich war verzaubert von ihr! Nach dem Abendessen hat sich mich beim Arm genommen und mich ins Nebenzimmer gezogen, wo sie sich hinsetzte und mir den ‚Liebestod' vorspielte.“ (Alma:) „Wir standen auf - und er umarmte mich plötzlich stürmisch. Diese Art der Umarmung war mir fremd... Ich erwiderte sie in keiner Weise, und gerade das schien auf ihn gewirkt zu haben. Er stürmte davon, und in einer Stunde hatte ich den schönsten Liebes- und Werbebrief in Händen.“

Hören Sie Oskar Kokoschka über Alma und Wagners Tristan (2,8 MB)

STRAWINSKY: Le Sacre du Printemps (Parallele zu Kokoschkas Malerei)

Alma Mahler und Strawinsky
   
Alma und Igor Starwinsky 1946 in Los Angeles

Der Komponist Alfredo Casella spielte Alma 1912 in Paris Strawinskys neues «Le Sacre du Printemps« vor, von dem sie daraufhin sagte, es beinhalte »die gefährlichsten Ideen seit Mahler«. Alma: »Das waren neue Länder der Musik und nach Debussy das erste, was einem wieder Glücksmomente zaubern konnte.«

Nicht nur, daß Kokoschka mit Alma gemeinsam die »sich kreischende Animalität ergießender Klänge« erlebte, sie brachte die frühe Musik des Russen auch in Zusammenhang mit Kokoschkas Kunstauffassung und »Virtuosität der Erotik«. Kokoschkas »Windsbraut« und Strawinskys »Sacre« - das kam für sie aus einer Quelle. Werfel kreidete ihre Leidenschaft sowohl für Kokoschka als auch für Strawinsky später als »Perversion im fortgeschrittenen Stadium« an.

 

ERNST KRENEK: Oper nach Kokoschkas „Orpheus & Eurydike“
Orpheus und Euridike, Oper in drei Akten op. 21, Libretto von Oskar Kokoschka.

Die Windsbraut
   
Oskar Kokoschka: Die Windsbraut (1913)

Der Oper liegt ein Drama Kokoschkas zugrunde, zu dem Ernst Krenek 1923 »wie in einem Rausch« die Musik schrieb. Anna Mahler, Almas Tochter, die mit Krenek verheiratet war (seine 2. Symphonie ist ihr gewidmet), fertigte den Klavierauszug an.

Die Uraufführung fand 1926 in Kassel statt. Das Werk wird seither selten gespielt, die Salzburger Festspiele brachten 2005 eine konzertante Aufführung.

Hören Sie Ernst Krenek über Alma und ihre Tochter Anna (1,4 MB)

Thema von Kokoschkas Drama „Orpheus und Eurydike“, das er 1916/17 nach seiner schweren Kriegsverwundung an der russischen Front in der Rekonvaleszenz schrieb, ist seine gescheiterte Liebesbeziehung zu Alma. In der Folge entstanden zahlreiche Grafiken und Gemälde zu diesem Thema. 1921 wurde Kokoschkas Schauspiel in Frankfurt uraufgeführt, Regisseur war Heinrich George, der auch die Rolle des Orpheus spielte. Kokoschka saß während der Proben in der ersten Reihe des Parketts und weinte still, aber unaufhörlich. Albrecht Joseph, der spätere Ehemann Anna Mahlers, war Georges Assistent und erinnert sich:

„Immer wenn ich aus dem Parkett über die kleine Notbrücke auf die Bühne steigen mußte, um etwas mit George zu besprechen, sah ich unvermeidlich auf meinem Weg zurück Tränen über Kokoschkas Gesicht fließen. Ich wunderte mich, denn ich wußte nicht, daß Orpheus Kokoschka selbst war, Eurydike Alma, Psyche ihre Tochter Anna und Pluto Mahler. Ich ahnte nicht, daß für einige Jahre nach Mahlers Tod Alma und Kokoschka eine leidenschaftliche, wilde Liebesbeziehung miteinander hatten, die damit endete, daß Alma ihren Geliebten drängte, als Freiwilliger in den Krieg auszuziehen, obwohl er durchaus nicht zum Soldaten geschaffen war. Er kam schwer verwundet von der Front heim, und Anna sagt, ihre Mutter habe sich geweigert, ihn im Spital zu besuchen oder ihn später überhaupt wiederzusehen. Er war als Soldat kein Erfolg gewesen, und das konnte sie nicht verzeihen. Aber Kokoschka konnte sie nicht vergessen. Es wurde erzählt, daß er eine lebensgroße Puppe machen ließ, ein Abbild seiner Liebesgöttin, die er mitnahm, wenn er reiste, auch ins Bett.“

BACH: Choral »O Ewigkeit, du Donnerwort« BWV 60 (Kokoschka-Grafik)

Oskar Kokoschka

Die Kantate besteht aus einem Dialog zwischen Furcht und Hoffnung, den Oskar Kokoschka auf seine eigenen Erlebnisse mit Alma übertrug. Laut Kokoschka »ein Mythos, ein Gestaltetes Symbol, trächtig mit Begegnung, Zeugung und Entzweiung. Ich hatte die Ahnung eines kommenden Verhängnisses.«

«Es ist genug: Herr, wenn es dir gefällt, so spanne mich doch aus. Mein Jesus kömmt: nun gute Nacht, o Welt! Ich fahr ins Himmelshaus, ich fahre sicher hin mit Frieden, mein großer Jammer bleibt darnieden. Es ist genug, es ist genug.«

Oskar Kokoschka: Selbstbildnis (Brustbild mit Zeichenstift), 1914, Titelblatt des Grafikzyklus "O Ewigkeit Du Donnerwort (“Bachkantate”)"

 

ALBAN BERG: Violinkonzert (Almas Tochter Manon Gropius gewidmet)

Alban Berg Manon Totenmaske Manon Gropius
         
Alban Berg
Die Totenmaske von Manon Gropius
Manon Gropius

Am 5. Oktober 1916 brachte Alma ihrem Ehemann Walter Gropius ein Mädchen zur Welt, das vom ersten Augenblick an alle in seinen Bann zog. »Sein Geist, mein Körper! Unser beider Vollendung muß einen Halbgott entstehen lassen!» Manon bezauberte alle Besucher, «sie verbreitete Scheu mehr noch als Schönheit um sich, eine Engels-Gazelle vom Himmel!» (Elias Canetti). Im April 1934 klagte sie eines Abends in Venedig über rasende Kopfschmerzen, der Arzt wurde gerufen, innerhalb weniger Stunden war Manon gelähmt. Kinderlähmung. Sie war siebzehn Jahre alt. Zurück in Wien saß die bezaubernde Manon, die gerne Schauspielerin geworden wäre, angezogen und herausgeputzt in einem Rollstuhl und wurde in dem großen Haus auf der Hohen Warte herumgeführt. Sie starb ganz plötzlich, am Pfingstmontag des Jahres 1935. In Erinnerung an Manon Gropius komponierte Alban Berg sein Violinkonzert und widmete es «dem Andenken eines Engels».

 

ANTON BRUCKER: Symphonie Nr. 3 (Ein Handel mit Adolf Hitler)
«Ich hatte alte Sandalen an, schleppte eine Tasche mit dem restlichen Geld und Schmuck und mit der Partitur der 3. Symphonie von Bruckner.» So schildert Alma ihre Flucht vor den Nationalsozialisten aus Südfrankreich Richtung Lissabon, von wo sie in die USA entkam. Die Witwe Gustav Mahlers war eine von über 15 000 deutschen Flüchtlingen, die 1940/41 in Südfrankreich auf Ausreisepapiere hofften. Die Tasche mit der Partitur, die aufgerollten Leinwände, der Koffer mit Manuskripten wurde zum letzten Gut, das es neben dem nackten Leben zu retten galt.

Anton Bruckner Gustav Mahler
       
Anton Bruckner
Gustav Mahler 1878

Gustav Mahler hatte für seinen Lehrer Anton Bruckner einen Klavierauszug der 3. Symphonie angefertigt, wofür der Komponist sich großzügig bedankte: Er schenkte Mahler die Manuskripte der ersten drei Sätze.

 

 



Nach Hitlers Einmarsch in Wien entwickelten die Nationalsozialisten ein ausgeprägtes Interesse an den im Privatbesitz befindlichen Handschriften Bruckners. Der „Führer“ war begeistert von Bruckner, und die Herausgabe der „Urfassungen“ seiner Sinfonien, die von fremden Einflüssen „gereinigt“ werden sollten, galt als kulturpolitisches Ziel. In Joseph Goebbels' Propagandaministerium wurde das Zusammentragen der wertvollen Manuskripte koordiniert. Beschaffung der Partituren hatte höchste Priorität, „weil wir fürchten dass mit diesem wertvollen Schatz etwas passieren könnte“.

Joseph Goebbels Alma Mahler und Richard Eberstaller Ida Gebauer
         
Joseph Goebbels
Alma mit Richard Eberstaller
Ida Gebauer, "Schulli"

Diese Befürchtung war durchaus berechtigt, denn Alma hatte den wertvollen Besitz ihres Mannes mit Hilfe Ihrer Kammerfrau längst nach Frankreich schmuggeln lassen. Als die Nazis wegen der Partitur nachfragten, konnte Almas Schwager nur noch den Verlust melden. Aber Alma bot der Regierung zwei Möglichkeiten an: „entweder ein Ankauf dieser Manuscripte um den Preis von ungefähr 15.000 RM [rund 52.000 Euro] oder ein Ankauf des Hauses oder der Villa im Werte von ca. 160.000 RM“ Es ist unklar, wie Alma sich diesen Handel vorstellte. Im Propagandaministerium ging Almas Angebot durch die verschiedenen Instanzen, bis man sie aufforderte, das Bruckner-Manuskript bei der Deutschen Botschaft in Paris zu hinterlegen. Die Diplomaten würden, wie man versprach, die geforderte Summe - mittlerweile verlangte sie 1500 englische Pfund Sterling - bar auszahlen, nach heutigem Wert ungefähr 72.000 Euro.

Alma Mahler
   
Almas Passbild 1938

Als Alma am 3. Mai 1939 mit der Dritten Sinfonie unter dem Arm in der Botschaft erschien, musste sie jedoch feststellen, dass die anwesenden Beamten nichts von der getroffenen Abmachung wussten. Unter diesen Umständen wollte sie ihren Schatz auf gar keinen Fall den Deutschen überlassen. Die Ursache für das Scheitern des Verkaufs war banal: Das Propagandaministerium hatte es versäumt, die Kollegen in Paris rechtzeitig über Almas Erscheinen zu informieren. Die entsprechenden Instruktionen trafen erst am 4. Mai in der Botschaft ein. Almas Schwager, Richard Eberstaller, der glühender Nazi war, gelang es schließlich, Alma zu einem erneuten Besuch in der deutschen Auslandsvertretung zu überreden. Nun stand dem Verkauf nichts mehr im Wege. Nach einigen Wochen fragte Berlin jedoch ungeduldig nach, ob Alma mittlerweile in der Botschaft vorgesprochen habe. Daraufhin teilte Paris am 6. Juni mit, dass Frau Mahler-Werfel nicht mehr gesehen worden sei. Alma und Franz Werfel waren bereits Mitte Mai nach Sanary zurückgekehrt.

Die Geschichte sollte jedoch erst in Amerika zu einem Ende kommen. Mitte Dezember 1940 hiess es, Frau Mahler-Werfel sei in ihrem New Yorker Hotel telegrafisch erreichbar und erwarte die Anweisung des Betrages in englischen Pfund oder in US-Dollar. Man staunte über das forsche Vorgehen der Besitzerin: „Alles sehr schön, aber woher kommen die Devisen?“ Einige Wochen später lag die Einschätzung der Haushaltsabteilung vor: Der von Frau Mahler-Werfel geforderte Betrag sei immerhin so hoch, dass er „aus der Goldreserve der Reichsbank transferiert werden müsste“. In der derzeitigen Situation sei, wie der zuständige Beamte betonte, eine solche Maßnahme nicht zu rechtfertigen, „schließlich dürfte es sich bei Frau Mahler-Werfel wohl um eine mehr oder weniger nicht arische Emigrantin handeln, der gegenüber wir zur Auszahlung solcher Summen in Bardevisen wenig Veranlassung haben.“ Aus devisenpolitischen Gründen, so die offizielle Sprachregelung, wurde der Kauf der Partitur abgelehnt. Almas Geschäft mit dem Führer war endgültig gescheitert, sie hatte den Bogen überspannt.

 

VERDI: (Franz Werfels Lieblingskomponist)

Franz Werfel Verdi Roman der Oper Giuseppe Verdi
         
Franz Werfel 1924
Verdi: Roman der Oper (1924)
Giuseppe Verdi

Franz Werfel war ein großer Verdi-Fan, übersetzte das Libretto von „Macht des Schicksals“ und feierte mit seinem Roman „Verdi. Roman einer Oper“ seinen ersten großen kommerziellen Erfolg als Autor. Als der Verdi-Roman am 4. April 1924 erschien, hatte Alma allen Grund, auf ihr „Mannkind“ Franz Werfel stolz zu sein. Die erste Auflage war innerhalb weniger Monate vergriffen, und es zeichnete sich ein beachtlicher Erfolg ab. Werfels erster Roman wurde zum Grundstein des Paul Zsolnay Verlages.

 

HANS PFITZNER: Streichquartett D-Dur (Alma gewidmet)

Hans Pfitzner
   
Hans Pfitzner  
   

Hans Pfitzner widmete Alma sein Streichquartett D-Dur op. 13 (1902/03, uraufgeführt 1903 in Wien vom Arnold Rosé Quartett)

Schon während ihrer Ehe mit Gustav Mahler hatte sich der Komponist Hans Pfitzner um Alma bemüht. Alma fand Gefallen am Flirten mit Pfitzner und schrieb nach einer Begegnung im Januar 1905: "Eines nur weiß ich, er trachtete mir nahe zu kommen, berührte mich mit seinen Händen, wo er konnte, und bat mich endlich mit heißer Stimme um eine Photographie. Wir waren allein im Wohnzimmer. Ich liess mirs gefallen - fühlte diesen prickelnden Hautreiz, den ich schon so lange nicht gefühlt habe." Alma verband mit Hans Pfitzner dessen männliche Musik und Dichtung. In ihrem Tagebuch beschreibt sie später ein Zusammensein mit dem Komponisten im Winter 1914 und genießt ganz offensichtlich ihre superiore Position: "Am Abend saßen wir auf dem Sopha, er nahm meine Füße auf seinen Schoß und streichelte sie. Dies der erste Abend. Am zweiten Abend: Hinüberlegen seines Kopfes auf meine Brust. Ich streichelte seine Haare - was sollte ich sonst tun? Er wollte 'geküsst' sein. Ich tat es endlich aus Rührung (nur auf die Stirn) für diesen armen Menschen! Er wollte mehr - da begann ich ihm mit großer Überlegenheit den Weg einer reinen Empfindung zu zeigen. Da - dieser feine Dichter und Musiker sagte wörtlich: 'Was sollen wir jetzt tun? Soll ich Dich nun besitzen - oder nicht?' Er war mir nur komisch in diesem Moment. Ich ließ ihn noch eine kurze Weile bei dem 'wir', aber jämmerlich kam mir dieses grobklotzige, kleine, schwache Nervenbündel vor! Das sind die Künstler. Wenns ans Leben geht - werden sie Dilettanten!" Über Pfitzners ungelenke Annäherungsversuche konnte sie später nur noch lächeln: "Alle Katzen fallen auf vier Füße - die Männer auf…drei!"

 

ERICH WOLFGANG KORNGOLD: Violinkonzert (Alma gewidmet)

Erich Wolfgang Korngold Alma Mahler
       
Erich Wolfgang Korngold
Alma

Korngolds Konzert für Violine und Orchester D-dur op. 35 (Entstehung: 1945) ist Alma Mahler-Werfel gewidmet, die eine langjährige Freundin der Familie war und mit zum Künstlerkreis im kalifornischen Exil gehört hatte, zu dem auch der 1934 emigrierte Korngold gehörte. Anfang der vierziger Jahre hatte sich Los Angeles zu einer Hochburg der deutschen Emigration entwickelt: Die Schriftsteller Thomas und Heinrich Mann, Bertolt Brecht und Alfred Döblin, der Komponist Arnold Schönberg, der Regisseur Max Reinhardt, um nur einige zu nennen, ließen sich irgendwann nach ihrer Flucht aus Europa in „Deutsch-Kalifornien“ nieder. »Zuerst war ich ein Wunderkind, dann ein erfolgreicher Opernkomponist in Europa und dann ein Filmmusikkomponist. Ich glaube, dass ich jetzt eine Entscheidung treffen muss, wenn ich nicht für den Rest meines Lebens ein Hollywoodkomponist bleiben will« - mit diesen Worten umschrieb Korngold 1946 einen Wendepunkt.

Das Kriegsende 1945 hatte dem Komponisten nicht nur die Möglichkeit eröffnet, wieder nach Europa zu reisen, sondern es bedeutete auch eine schöpferische Krise. Korngold wandte sich nun von der Filmmusik ab und begann wieder »absolute« Musik in den traditionellen Gattungen zu komponieren. Das Violinkonzert in D-Dur op. 35 von 1945 leitete diese neue Schaffensphase ein. Die enorme Virtuosität des Soloparts hatte Korngold damals auf die besonderen Fähigkeiten des großen Geigers Jascha Heifetz abgestimmt und diesem das Konzert sozusagen auf den Leib komponiert. Dieser hat es am 15. Februar 1947 mit dem St. Louis Symphony Orchestra unter der Leitung von Vladimir Golschmann in St. Louis uraufgeführt. Im Finalsatz zitiert Korngold die Hauptmelodie aus der 1937 entstandenen Hollywood-Produktion "Der Prinz und der Bettelknabe". Angelegt als Folge von Variationen über das volkstümlich wirkende, rustikale Thema stellt der Schluss-Satz eine geigerische Tour de force dar, die dem Solisten Gelegenheit gibt, seine Virtuosität in aller Brillanz unter Beweis zu stellen. Anne-Sophie Mutter hat diesen Geheimtipp unter den Violinkonzerten in jüngster Zeit populär gemacht. Es ist ein wunderbares romantisches Stück, dass sehr an Filmmusik erinnert - Kino für die Ohren! Begleitet wird Mutter vom London Symphony Orchestra unter der Leitung ihres Ehemanns, André Previn. Previn hat mit diesem Orchester für seine Korngold-Interpretation einen Grammy gewonnen.

 

ARNOLD SCHÖNBERG: Kanon (Alma gewidmet)
Arnold Schönberg widmete Alma Mahler-Werfel zum 70. Geburtstag am 31. August 1949 einen vierstimmigen Kanon.

 

BENJAMIN BRITTEN: Nocturne op. 60 (Alma gewidmet)

Benjamin Britten Alma Mahler
       
Benjamin Britten
Alma

Britten: Nocturne, Op. 60. For tenor, seven obbligato instruments, and string orchestra (1958). Britten widmete das Werk Alma Mahler in Anerkennung dessen, was er Gustav Mahler zu verdanken hatte. Das Nocturne op. 60 wurde beim Leeds Centenary Festival von 1958, noch im Jahre seines Entstehens, uraufgeführt. Es geht um Nacht, Schlaf und Traum, Britten verwendet sieben verschiedene Solisten, die jeweils einem Lied ihre charakteristische Farbe verleihen. Das Nocturne ist durchkomponiert und von einer wiederkehrenden Ritornell-Figur der Streicher zusammengehalten, deren wiegende Bewegung den Atem des Schlafenden darstellen soll.

Die Streicher begleiten den wiegenliedartigen ersten Gesang, Shelleys „On a poet’s lips I slept“, der vom erwähnten Schlafmotiv beherrscht wird. Eine Überblendung führt zum zweiten Teil – Tennysons „The Kraken“, das große See-Ungeheuer, an das das weit dahin springende und sich windende Solofagott erinnert. Die Harfe charakterisiert Coleridges delikate Mondscheinträumerei des „lieblichen Knaben, der Früchte sammelt“ (lovely boy plucking fruits), wobei das reine, sorglose A-dur – das Britten üblicherweise für Unschuld und Schönheit verwendet – nur in der letzten Zeile leicht verstört erscheint: Has he no friend, no loving mother near (Ist kein Freund, keine liebende Mutter in der Nähe?). Mit seinem farbigen Gebrauch von Dämpfer, Stopfen und Flatterzunge liefert das Horn die lautmalerischen, nocturnalen Klänge in Middletons „midnight bell“.

Die beiden Mittelsätze befassen sich mit den eher unheilvollen Seiten der Nacht und der Dunkelheit: Die Zeilen aus Wordsworths Prelude erhalten ihre spezifische Färbung durch die Pauken, deren geheimnisvolles Rumpeln die Musik zu einem schmerzlichen Höhepunkt führt. Nach einem raschen diminuendo folgt eine Vertonung der „Freundlichen Geister“ (Kind Ghosts) von Wilfred Owen, womit Britten erstmals Poesie eines Dichters verwendet, dessen Texte er auch im War Requiem vertonte. Hier hören wir nun einen Trauermarsch des klagenden Englischhorns, der von dem düsteren pizzikato-Schritt der Streicher begleitet wird. Ganz anders ist die Keats-Vertonung Sleep and Poetry: Mit seinem luftigen Dialog von Flöte und Klarinette ist dieser Teil der leichteste Satz des gesamten Werkes. Der Höhepunkt ist eine Wiederholung des ritornello, woraus wiederum das äußerst expressive, mahlerische Schlussstück des 43. Sonetts von Shakespeare entsteht: „In When most I wink werden alle bis dahin benutzten Instrumente kombiniert.“

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