|                     Johannes Hollnsteiner (1895-1971)                     Priester & Almas letzter Liebhaber                   1932 gab Alma im Anschluss an die Ernennung Kardinal Innitzers                     ein Essen für                     einige geistliche Würdenträger, unter ihnen der                     gutaussehende                     Theologieprofessor Johannes Hollnsteiner, ein Enddreißiger,                     von vielen als                     Wiens nächster Kardinal betrachtet. Aus dieser Begegnung                     entwickelte sich                     eine sehr intensive Beziehung. Männer hatten für                     Alma komponiert, für sie                     gemalt, aber noch nie hatte einer für sie die Messe gelesen.                                                                |                         |                         |                                                                 |   |                         |                         |                                                                 |                           Der Priester Johannes Hollnsteiner                           (1934)                        |                                                                       |                                                 Hollnsteiner mit Alma und Manon Gropius                           1933 in Almas Villa auf der Hohen Warte.                        |                                                           Alma und Hollnsteiner waren sich sofort sympathisch. Am 5.                     Februar 1933 hatte er sie bereits dreimal besucht: Gewisse                     Verwirrung ist in mir. Ein kleiner unscheinbarer Priester                     kann mein Ruhegebäude umwerfen? Mit welchen Kräften?                     Johannes Hollnsteiner! Er war zum dritten mal in meinem Hause                     - ich hatte die Empfindung, als seien all die anderen Menschen,                     die um uns waren, graue Schemen. Der 37-jährige Universitätsprofessor                     hatte ihr gehörig den Kopf verdreht. Und nun weiß                     ich nicht mehr, wo ich bin. Gott, im Himmel! Die unbegreifliche                     lange Nacht dieses Winters ist einem föhnigen Frühlingsahnen                     gewichen. Es ist kaum zum Aushalten!                   Das Verhältnis des Theologen und der alternden Gesellschaftsdame                     erfüllt alle Voraussetzungen, um als pikante Affäre                     in die Geschichte einzugehen. Alma war von dem Gedanken, ein                     Verhältnis mit einem katholischen Priester zu haben,                     geradezu elektrisiert. Er kam ab Anfang 1933 fast täglich                     zu ihr und erklärte ihr, dass Keuschheit für eine                     Priester eher symbolisch ist, sie gelte nur in Verbindung                     mit dem Talar. Almas Tochter Anna erinnerte sich dass ihre                     Mutter aufgewühlt erzählt habe, dass sie                     sich verliebt hat. Und dass es sie so aufregt, wenn sie den                     Mann - sie ist in die Messe gegangen - im Talar sieht. [...]                     Und dann hat sie ihn gefragt, wie das nun also ist. Da hat                     er ihr erklärt, ja, das mit der Keuschheit, das ist immer                     nur währenddem man das anhat. Sonst ist es gar nicht                     notwendig.                                                                 |                         |                         |                                                                 |   |                         |                         |                                                                 |                           Widmung Franz Werfels an Johannes                           Hollnsteiner in seinem Roman "Höret die Stimme"                           1937.                        |                                                                       |                                                 Alma mit Hollnsteiner auf der Terrasse                           Ihrer Villa auf der Hohen Warte (30er Jahre)                        |                                                           Franz Werfel dürfte die Affäre zunächst nicht                     bemerkt haben, verbrachte er doch die ersten Monate des Jahres                     1933 fast vollständig in Santa Margherita. Hollnsteiner                     aber kam fast täglich auf die Hohe Warte und blieb nicht                     selten bis in die Nacht. Da das Liebespaar um die Entdeckung                     fürchten musste, mietete Alma eine kleine Wohnung, wo                     sie ihren Liebhaber mit Kaviar und Champagner verwöhnte.                   "Ich verehre diesen Menschen bis zum Niederknien.                     In mir sehnt sich alles nach Unterwerfung, aber immer musste                     ich gegen meinen Willen dominieren. Hier ist der erste Mann,                     der mich überwunden hat."                    In kurzer Zeit hatte sich Hollnsteiner in Wien eine beachtliche                     Machtfülle zugelegt. Er war die rechte Hand von Kardinal                     Innitzer und verfügte über gute Kontakte nach Rom.                     Für viele galt er bereits jetzt, wenige Monate nach Innitzers                     Einführung, als dessen Nachfolger. Hollnsteiner war aber                     nicht nur Priester und Theologieprofessor, er hatte auch politische                     Ambitionen. Dem späteren Bundeskanzler Kurt von Schuschnigg                     war er als Beichtvater und geistlicher Berater besonders verbunden.                     Diese Kontakte verschafften Hollnsteiner politischen Einfluss,                     er vermittelte, intrigierte, paktierte - machte und beendete                     Karrieren.                                                                 |                         |                         |                                                                 |   |                         |                         |                                                                 |                           Hollnsteiner, Beichtvater von Bundeskanzler                           Schuschnigg                         |                                                                       |                                                 Bundeskanzler Kurt von Schnuschnigg,                           enger Freund Almas                        |                                                           Hollnsteiners Macht als Priester übte einen sinnlichen                     Reiz auf Alma aus. Sie konnte ihn in der Messe beobachten,                     wie die Gläubigen - auch Alma - bei der Kommunion vor                     ihm niederknien mussten und den Segen spendete. Es berauschte                     sie, dass Hollnsteiner ihretwegen schwach wurde und die sexuelle                     Enthaltsamkeit aufgab, zu der er als katholischer Priester                     verpflichtet war.                                      Almas Tagebuch vom 5. März 1933:                      "Ich liebe dich,  ich liebe dein Wirken in der                     Welt auf mich ..... in jeglicher Form. immer bis du süß                     und erhaben zugleich. In jedem Moment. Ich sehne mich nach                     dir  Alma."                    "J.H. ist 38 Jahre alt und ist der Frau bis jetzt                     nicht begegnet. Er will und ist nur Priester. Mich sieht er                     anders und ich segne mich dafür. Er sagte: Niemals war                     ich einer Frau nah. Du bist die Erste und wirst die Letzte                     sein."                                                           Johannes Hollnsteiner                                        |